August 6

Was für eine Nacht!?!

Hier kannst du lesen, was wir in der letzten Woche so erlebt haben. Die Pointe kommt zum Schluss, und zwar der Bericht über die Nacht von Samstag auf Sonntag! Du kannst gespannt sein!

Also, die Bucht vor dem Hafen von Ereikoussa wo wir am Montag den 29.07.2019 sind, ist ein Reinfall für uns. Warum? Tja, das mit dem geschützt sein vor dem Wind stimmt, aber leider kommt unangenehmer Schwell in die Bucht. Dieser Schwell, und die Tatsache, dass am Nachmittag unser Anker einmal slippt, hat uns keine gute Nacht beschert. Beim nächsten Mal wissen wir es besser 😉 wir stehen ja noch ganz am Anfang unserer Reise. Nachdem Peter einige Stunden der Nacht im Cockpit verbracht hat, stehe ich heute früher auf und lasse ihn noch schlafen. Während ich meinen Frühstückstee schlürfe, fasse ich den Entschluss, dass ich noch heute hier weg will, weil es eigentlich unerträglich ist. Nachdem der eigentliche Frühaufsteher heute mal länger schläft, wecke ich ihn mit einem Kaffee. Weil zu spät will ich natürlich auch nicht starten. Noch während Peter seinen ersten Kaffee zu sich nimmt, holen wir den Anker auf und beschließen, dass wir uns zumindest die nächste Bucht anschauen. Bis zur nächsten Bucht kommen wir garnicht. Vayu will segeln! Und ich auch 😀 ! Bis hier her, sind wir ja nur motort. Also werden die Segel gesetzt und wir fahren Richtung Insel Korfu, wo wir auch unsere englischen Freunde Agnieszka und Lee wieder treffen wollen. Die Überfahrt von 21,6 Seemeilen genießen wir hauptsächlich mit Rückenwind.

Als wir dann um die Kurve herum und zwischen Korfu und Albaniern sind, nimmt der Wind noch ein Wenig zu und Vayu erfreut sich des Segelns noch mehr. Sogar so sehr, dass wir ein Stück an unserem Ziel vorbei fahren. Wir müssen ihm also die Segel fast entreißen. Unter Motor steuern wir dann bei fast 20 Knoten die kleine, enge Bucht in Agios Stéfanos an.

Es liegen schon viele Boote hier und aufgrund der Tiefenbereiche und der Bodenbeschaffenheit ist es garnicht so einfach hier zu ankern. Unsere Freunde erzählen uns, dass in der Nacht davor einige Boote gedriftet sind. Unser Anker hält beim zweiten Versuch und wir beobachten die Lage. Aus irgendeinem uns unerklärichen Grund haben wir beschlossen den Anker nicht wie gewohnt, und wie gelernt mit der Maschine rückwärts einzufahren sondern nur durch den Wind, der uns von vorne auf die Nase bläst. Das war natürlich eine blöde Idee. Also müssen wir auch noch ein drittes Mal ankern. Leider müssen wir in 17 Meter Wassertiefe Ankern, aber diesmal läuft alles wie im Lehrbuch und der Anker hält tadellos! Zwei Tage später sind wir immer noch in der Bucht und wir haben auch beschlossen, noch ein paar Tage hier zu bleiben. Also warten wir ab, bis die Urlauber in der Früh weiterziehen und legen uns dann weiter in die Bucht rein. An diesem Platz liegen wir jetzt seit Donnerstag und unser Anker hält bombenfest! In den paar Tagen in denen wir hier sind, haben wir neue Leute kennengelernt, konnten die Umgebung ein Wenig erkunden und natürlich waren wir viel schwimmen und plantschen. Am Freitag Abend haben wir mit Agnieszka und Lee an einem kleinen Strand, an den man nur mit dem Dinghy kommt, ein Minilagerfeuer gemacht und haben Würstel gegrillt.

Im Allgemeinen ist am Vormittag im Sommer in diesem Gebiet zwischen Korfu und Festland meinstens kein Wind. Am Nachmittag kommt dann eine leichte Briese und am Abend wird es wieder fast Windstill. Falls dann aber doch mal etwas anders ist, und am Beginn des Abends der Wind kurz auffrischt gibt es herrliches „Buchtkino“ zu sehen. Die Boote, die bei Windstille den Anker einfach nur ins Wasser plumpsen lassen und viel zu knapp neben einander stehen, wurschteln dann alle herum und wir sitzen mit Bier und Chips an Deck und beobachten das Spektakel 😀

Wer jetzt denkt, das war das Hightlight dieser Erzählung liegt falsch, denn das kommt jetzt!

Charaktere des Nachtspektakels:
wir mit Vayu
unsere englischen Freunde mit Khadine II
das Boot von unseren eglischen Bekannten
ein Boot mit US Flagge (Geschichte 1)
ein Boot mit einem älten Pärchen (Geschichte 2)
ein Boot mit italienischer Flagge (Geschichte 3)
und ein paar andere Boot

Vorgeschichte:

Am Samstag Nachmittag ist das Wetter sehr ruhig, und schön zum Baden und Plantschen. Deshalb ist die Bucht Agios Stéfanos von Booten überfüllt. Wir wissen zum Glück, dass der Wind in der Nacht sehr böig werden wird (bis 20 Knoten), also klaren wir Cockpit und Deck auf, und räumen jede unnötige Windangriffsfläche weg. Beim Schlafengehen ist noch alles ganz friedlich.

Um ca. 02:00 Uhr stehe ich das erste Mal auf, weil ich Ankerketten rasseln höre. Das italienische und das amerikanische Boot veruchen zu ankern. Nachdem ich 15 Minuten an Deck war, hat sich alles wieder beruhigt und ich lege mich wieder nieder. Peter schläft. Um 02:45 Uhr wird es wieder laut in der Bucht. Also gehe ich wieder nach draußen, um die Lage zu checken. Peter schläft immer noch. Als dann aber 15 Minuten später andere Bootsbesitzer zu schreien beginnen, wacht Peter doch auch auf und erscheint an Deck 😉 Mittlerweile ist bei fast jedem Boot in der Bucht mindestens eine Person wach und an Deck.

Die folgenden 3 Geschichten finden fast gleichzeitig statt.

Geschichte 1:

Das Boot mit US Flagge versucht neben uns zu ankern, vermutlich mit viel zu wenig Kette, weil auch hinter ihnen gleich das nächste Boot liegt, und zwar Khadine II. Die Besatzung ist an Deck und wartet ab, ob der Anker hält. Natülich hält er nicht. Sie warten aber so lange, bis sich die beiden Boote schon gefählich nahe kommen. Beim einholen des Ankers hat das Boot mit der US Flagge Probleme mit der Ankerwinsch, fährt aber trotzem zwischen den anderen Booten herum. Keiner weiß also wie tief im Wasser deren Anker jetzt hängt. Da er auch vor uns kreuzt, haben wir Angst, dass er sich in unserer Kette verhängt. Wegen des Windes hängt unsere Kette nämlich nicht gerade nach unten, sondern ist nach vorne weg gespannt. Nachdem der Skipper dieses Bootes von einem Bootseigner angeschrien wurde, dass er neben ihm keinesfalls zu ankern versuchen braucht treibt das Boot mit der US Flagge auf uns zu. Sein Heck schrammt an unserem Bug vorbei und dann liegen die Boote fast längsseits aneinander. Peter und ich hoffen nur, dass unser Anker nicht ausgerissen wurde. Wir haben eine gute Scheuerleiste, also kann Vayu nicht viel passiern. Als das Boot so längsseits, mit dem Heck an Vayus Bug, da liegt und alle verzweifelt versuchen die Boote wieder zu trennen, bemerken wir, dass das Boot mit US Flagge deshalb keinen Vorwärtsschub gibt, weil es sich mit dem Ruderblatt in unserer Kette eingehängt hat. Zum Glück bekommen wir es irgendwie frei. Dann hängt aber noch ihr Dinghy auf der anderen Seite von Vayu fest. Auch das bekommen wir irgendwie frei. Einmal probieren sie noch zu ankern, und dann fahren sie zum Glück weg. (Am Nachmittag hatten sie mit Buganker und Heckleine an Land festgemacht. Diese Landleine ist jetzt in unserem Besitz. Quasi als Entschädigung für den Kratzer an der Bugrehlingstütze.)

Geschichte 2:

Unsere englischen Bekannten sind gerade unter Deck und machen sich eine Tasse Tee, als sie draußen jemand rufen hören „The Ship! The Ship! The Ship!“ Die Rufe bringen sie wieder zurück an Deck. Gleich darauf ist auch das Signalhorn gezückt und in Verwendung. Das Boot des älteren Paares ist auf Drift gegangen, und treibt genau auf das Boot des englischen Paares zu. Auf dem anderen Boot scheint aber noch niemand wach zu sein, also werden sie durch das Signalhorn geweckt. Leider kann ein Zusammenstoß nicht mehr verhindert werden. Das driftende Boot kommt quer auf den Bug des ankernden Bootes zu. Die gerade erwachte Besatzung des driftenden Bootes ist in Schockstarre und weiß nicht was sie tun soll. Nach dem Zusammenstoß sind die Ankerketten der Boote über kreuz. Die englischen Bootseigner machen das Schiff des älteren Paaren an dem ihren fest. Irgendwie schaffen sie es, den Anker und die Kette zu bergen, ohne den Anker des englischen Bootes zu lösen. Leider wurde bei dem Zusammenstoß die Bugrehling des englischen Bootes verbogen. Aber der beste Satz dieser Geschichte zum Schluss. Der schlaftunkene Skipper des driftenden Bootes meinte: „Nein, wir driften nicht. Wir sind ja festgemacht. Dein Boot ist in meines rein gefahren.“

Geschichte 3:

Das italienische Boot ankert links von uns. In dem ganzen Trubel von Zusammenstößen geht auch dieses Boot auf Drift. Mit dem Unterschied, dass hinter ihm sehr viel Platz ist bis zum nächsten Schiff. Da wir Personen an Deck sehen, kann diesmal das Signalhorn leise bleiben. Jedoch unternimmt dort keiner etwas. Das finden wir alle komisch und beobachten. Die Person an Deck schaut nur auf die Ankerkette. Es wird der Motor nicht gestartet, auch die Kette nicht eingeholt und das Boot treibt immer weiter ab. Nachdem das italienische Schiff dann doch einem anderen Boot immer näher kommt, es aber noch immer nicht danach aussieht, dass die Leute einen Plan haben, schmeißt sich Lee ins Dinghy und fährt zu ihnen. Er fragt ob sie Hilfe brauchen. Der Mann hält das Steuerrad in der Hand, würdigt Lee mit keinem Blick und sagt „No“ „But you look like you need help.“ „No“ Also fährt Lee ohne zu helfen wieder zu Khadine II. Wir sehen dann das Boot in der Ferne wegfahren. Sie haben vermutlich den Motor doch noch gestartet. Keiner weiß was in denen vorsich ging.

Als alle driftenden Boote weg sind, beruhingt sich die Lage in der Bucht wieder und nach und nach verschwinden die Leute vom Deck ihrer Schiffe wieder in die Koje. Gut schlafen kann jetzt aber glaub ich keiner mehr. Wir schlafen dann um 05:00 Uhr doch nochmal ein. Den wieder windigen und vorallem böigen Sonntag verbringen Peter und ich auf Vayu. Laut Wettervorhersage wird die Nacht von Sonntag auf Montag gleich wie die vorige. Das Gute ist aber, dass der Nachmittag auch windig ist. Also bleibt die Bucht am Sonntag sehr leer und es liegen nur die Schiffe da, die schon seit mindestens 2 Tagen hier sind. Alle die am Nachmittag zu ankern versuchen scheitern und fahren weiter. Das bedeutet, wir haben zwar eine windige, aber trotzdem eine ruhige Nacht.

Bis bald und liebe Grüße von Sarina, Peter und Vayu

Juli 11

Badebuchtspaß, oder so ähnlich!

Am Morgen des 09. Juli 2019 (Dienstag) checken wir nochmal alle Wetter Apps, damit es keine unangenehmen Überraschungen gibt. Alles sieht super aus! Es sind maximal 8 Knoten Wind aus Südwest, ungetrübter Sonnenschein und kein Regen zu erwarten. Somit starten wir um ca. 11 Uhr unseren „Volv“ und legen ab. Die Reise geht in die Bade- und Ankerbucht, in der wir auch am Wochenende waren. Wir fahren die Hafenausfahrt hinaus und biegen links ab.

Kurs Richtung Nordwest, Gashebel nach vor, 5 Knoten über Grund, Autopilot „Robert“ einschalten und ab geht’s. Alles in allem sind es ca. 5 Seemeilen die bewältigt werden müssen, somit überhaupt kein Thema. (Die schwarze Linie zeigt den Weg, den wir zurückgelegt haben)

Bei der Bucht angekommen sehen wir einige Motor- und auch zwei Segelboote vor Anker. Wir suchen uns dazwischen einen Platz und haben ca. 5 Meter Wasser unter dem Kiel. An diesem von uns gewählten Platz hält Vayu den Bug in den Wind und stoppt. Der Anker fällt, wir geben ca. 30 Meter Kette und er hält! Alles läuft gut und wie im Lehrbuch. Endlich können wir rund um das eigene Schiff schwimmen (darauf hat sich Sarina schon sehr gefreut), schnorcheln und herumplantschen.

Fast unmerklich wird es hinter uns im Nordwesten immer dunkler. Nicht schlimm nur etwas dunkler. Der Badespass geht weiter. Ca.1 Stunde später fragen wir uns, wo ist die Sonne hin?? Hinter dunklen, wirklich dunklen schwarzen Wolken verschwunden!! Es blitzt, aber warum, wir können gar nicht zu schnell unterwegs gewesen sein, da wir ja vor Anker liegen und ein Radarkasten ist uns am Weg her auch nicht aufgefallen. Ok, kurz darauf ein Donnern. Verstanden, Gewitter im Anmarsch. Alle Boote, Schiffe und Segler, somit auch wir, beginnen fast gleichzeitig den Motor zu starten und Anker zu heben. Da fast kein Wind bläst, also nur ca. 5 Knoten von vorne auf die Nase, sind die 5 Seemeilen in den Hafen an unseren halbwegs geschützten Liegeplatz ja sicher ohne weiteres in 1 Stunde zu bewältigen. Da wir das Gewitter im Rücken haben kein Problem. Ja das denken wir uns so! Und es sieht auch 30 Minuten lang danach aus. Blitze sehen wir hinter uns ins Wasser und rechts von uns an Land einschlagen.

OK, OK, Drehzahl erhöhen, somit machen wir jetzt 6 Knoten und ein etwas kleineres Segelboot bleibt ganz nahe an uns dran, zuerst links, dann so 20 Meter hinter uns. Somit, falls es sich ein Blitz überlegt, ein Boot zu treffen, hat jeder eine 50 zu 50 Chance. Die Sicht wird immer schlechter, also drehen wir unsere Navigationslichter und Dampferlaterne auf. In der Hoffnung besser gesehen zu werden. Wir wissen nicht genau, wie weit die Blitze entfernt sind, aber, wenn es neben einem einige Male extrem hell wird und in der Sekunde Kracht, so, dass es danach kurz in den Ohren pfeift, denken wir, das Gewitter ist noch weit genug entfernt, passt schon. So jetzt nur nicht zu früh freuen. Als wir in die Hafeneinfahrt einlenken, wo man eigentlich hinter einer sehr hohen Mauer geschützt ist, geht es erst richtig los!!! Von jetzt auf gleich, strömender Regen und die Windböen gehen auf 30 Knoten rauf, von rechts kommend. Somit in der Sekunde keine Sicht mehr, egal wo hin!! Blitz und Donner fast im Sekundentakt. Erwähnte ich schon, dass die Sicht fast Null war in der Hafeneinfahrt, naja gibt ja auch schlimmeres. Laut Kartenplotter sind wir am richtigen Weg und bei dem Wetter fährt ja hoffen wir mal, keiner freiwillig raus. So tasten wir uns weiter und 10 Minuten später wird der Regen schwächer und dadurch wird auch die Sicht wieder gut. Beim Ankommen an unserem Liegeplatz ist der Regen vorüber, aber der Wind ist noch zwischen 15 und 20 Knoten von rechts. Zwei Anlegeversuche später immer noch nicht geschafft in unsere Parklücke zu kommen. Unser Vayu wird so stark seitlich weggedrückt, das ich es nicht schaffe in unsere Parklücke zu kommen. Die Gefahr in die Muringleinen der Nachbarschiffe zu geraten ist zu groß. Somit legen wir uns im Werftbereich an eine andere Stelle in das Kran U. Dort machen wir fest und warten ab. Zwei Stunden Später schläft der Wind halbwegs ein und wir können ohne Probleme und in einem Zug an unserem Liegeplatz festmachen. Ich kann nur sagen, es war ein spannender und aufregender Tag!!!! Das Unwetter hat auch einen Verlust mit sich gebracht: die besagte Dampferlaterne die im oberen drittel im Mast sitzt, bei uns jetzt besser gesagt saß, hat es erwischt. Glas zerbrochen und Lampe zerlegt. Somit leuchtete sie auch nicht mehr, komisch oder? Wird in den nächsten tagen repariert. Den Abend lassen wir mit Bier und Zigarre ausklingen.

Es tut uns wirklich leid, dieses Mal wenig Bilder gemacht zu haben, die wir euch zeigen können!!!

Soll keine Ausrede sein, ich muss aber sagen, dass Sarina und ich alle Hände voll zu tun hatten um uns, und unseren Vayu sicher und unbeschadet (bis auf die Dampferlaterne) an unseren Liegeplatz zu bringen.

Wir melden uns schnellstmöglich wieder und hoffen ihr habt auch so eine aufregende und abenteurliche Zeit

LG die Sommers, Sarina-Peter und natürlich auch VAYU

PS: Am Mittwoch haben wir dann das angesagte Gewitter im Hafen abgewettert.